Trauer und Arbeit

Wie reden wir über Sterben und Tod, wenn wir im Arbeitskontext stehen? Kann, darf ich um Verständnis bitten, wenn das Sterben eines geliebten Menschen meine Kraft und Aufmerksamkeit so in Anspruch nimmt, dass es mehr als einen halben Tag Urlaub für eine Beerdigung braucht? Dürfen meine Mitarbeitenden ihre Trauer zeigen? Und was passiert, wenn sie das tun? Wie reagiert das Team? Ist das nicht alles zu persönlich? Wer muss eigentlich als erstes erfahren, wenn eine Kollegin, ein Kollege gestorben ist?

 

Der Tod hat mich eingeholt. In den letzten Monaten habe ich von einigen Menschen Abschied nehmen müssen. Einige haben mich über eine Zeit im Leben über meinen Beruf begleitet, andere sind gute Freunde gewesen. Am intensivsten waren die Zeiten, in denen ich gleich zweimal einen sehr nahestehenden, geliebten Mensch im Sterben begleitet habe. Die Fragen, die sich stellen, sind jedes Mal andere. Eines aber bleibt: Wie reden wir eigentlich über Sterben und Tod? Und mit wem? Spätestens als die Sterbebegleitung und der Umgang mit der neuen Situation meine Prioritäten verschoben haben, musste ich überlegen, wie ich um Terminverschiebung, um Verständnis für ein bisschen mehr Zeit für mich bitten konnte. Gar nicht so einfach, wenn man das sonst nicht tun muss. Ich habe meinen Weg gefunden und mich für Offenheit entschieden. Keine Ausreden, keine vorgeschobene Krankheit. Trotzdem war es mir auch wichtig, mein Umfeld nicht mit diesem persönlichen Thema zu überfallen. Aber verschonen muss man auch niemanden. Die Reaktionen waren überwiegend sehr verständnisvoll. Das ein oder andere Mal ist sogar ein richtig gutes Gespräch entstanden.

 

Eine Kundin hat mich neulich gefragt, ob es denn eine gute Vorbereitung auf die Kommunikation gibt, wenn Mitarbeitende sterben - zumal noch überraschend. Wir haben gemeinsam einen Text vorbereitet. Das Wichtige aber war, sich klar zu machen, für wen diese Nachricht sehr berührend oder wichtig ist. Und wer dann auch zusätzlich zur schriftlichen Kommunikation ein Gesprächsangebot braucht. Die Haltung von Vorgesetzen HR-Verantwortlichen und internen Kommunikatoren macht aus einem Trauerfall für die Betroffenen eine gute Erfahrung im Arbeitskontext.

 

Ich habe viel über die Kommunikation zu Sterben und Tod in dieser Zeit gelernt und auch nachgelesen. Zwei Lesetipps :  Das Interview mit Christine Kempkes zu "Trauerarbeit am Arbeitsplatz" in der Mai-Ausgabe des Magazins Wirtschaftspsychologie und das Buch von Eric Wrede "The End".

 

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